Valerans Tagebuch #4

9.11., Es schneit immer weiter. Die ganze Stadt liegt unter einer weißen Decke, die scheinbar alles Böse und Hässliche zudeckt. Wie froh bin ich, in dem Gasthaus, wo ich eine Anstellung gefunden habe, eine beheizte Stube zu haben.
10.11., Ich sah einige Leute aus der Nachbarschaft, die Lebensmittel und Decken aus der Stadt tragen. Erst da fiel mir auf, wie sehr die armen Menschen, die da draußen in ihren Zelten hausen, unter der Kälte leiden müssen. Ich muss etwas tun, um zu helfen!
11.11., Ich habe mich heute früh mit anderen Freiwilligen beim Pelortempel eingefunden, um Spenden zu sammeln und zu unseren Mitmenschen zu bringen, die kein warmes Zuhause haben.
12.11., Die Kleriker haben den Tempel geöffnet, damit alle Frierenden sich aufwärmen können. Pelors Sonne scheint auf jeden!
13.11., Direkt vor unserem Gasthaus wurde ein Dieb gefasst und abgeführt. Wie ich hörte, wird man ihn in den Kerker werfen oder zu Zwangsarbeit verurteilen. Die Leute, die schon lange in Lundburg wohnen, sagen, dass man früher nicht so hart durchgriff. Je nachdem, wen man fragt, finden die Leute es gut, dass dem Gesetz Geltung verschafft wird, oder sie klagen, dass die Freiheit des Volkes in Gefahr ist.
14.11., Einer der Gäste kam mir so traurig und verloren vor, dass ich mich zu ihm setzte und mich mit ihm unterhielt. Er war ein junger Magier mit Namen Basilio. Er sagte, er habe eine Frau kennengelernt, die er nicht vergessen kann. Sie bedeute ihm mehr als sein Leben, aber sie sei verschwunden; vermutlich habe sie die Stadt verlassen. Seine Augen blickten so leer und verzweifelt. Ich riet ihm, herauszufinden, wohin sie gegangen ist, und ihr zu folgen. Ich hoffe, er findet seine Sasha.
15.11., Ein reicher Adliger gab mir mehrere Silbermünzen als Trinkgeld! Noch nie habe ich soviel eigenes Geld besessen. Am nächsten Markttag werde ich Kleider einkaufen gehen.
16.11., Es taut. Die Straßen verwandeln sich in Matsch. Ich habe das Gefühl, als hätte ich heute stundenlang den Boden gewischt, aber vergeblich. Mit jedem Gast wurde neuer Dreck ins Haus getragen.
17.11., Der junge Regent zog heute mit seinem Gefolge zum Heironeous Tempel. Viele der alteingesessenen Lundburger sind empört, dass er nicht dem Stadtgott Kord huldigt.
18.11., Mein Arbeitgeber hat heute extrem schlechte Laune. Der Steuereintreiber stattete ihm einen Besuch ab und trieb alle ausstehenden Gelder ein. Außerdem kündigte er an, zukünftig regelmäßig zu kommen. Die Grafschaft brauche das Geld, um sich für einen möglichen Krieg zu wappnen. Solche Gedanken machen mir Angst.
19.11., Neumond. Obwohl der Fluch nicht mehr auf mir liegt, fühle ich mich freier als in den anderen Nächten. Pelor sei Dank für meine Rettung.
20.11., Ich hatte einen freien Tag und suchte nach Nathan, William oder Polin. Aber das Kellerzimmer, wo wir anfangs hausten, steht leer. Und auch sonst nirgendwo konnte ich eine Spur von ihnen entdecken. Was wohl aus ihnen geworden ist?
21.11., Heute ist es genau einen Monat her, dass mein Onkel Salin getötet wurde. Auch wenn er als Werratte große Schuld auf sich geladen hat, werde ich für ihn eine Kerze im Tempel anzünden und für seine Seele beten.
22.11., Selbst jetzt, als ich diese Zeilen schreibe, Stunden nach der Begegnung, zittere ich vor Furcht. Ich glaube, ich habe Falix gesehen! Er trug eine seiner Verkleidungen, trotzdem bin ich sicher, dass er es war. Fast sicher zumindest. Was soll ich tun?
23.11., Die ganze Nacht über lag ich wach und grübelte, was ich machen sollte, damit Falix mich nicht findet. Vermutlich wäre es das Beste, ich verlasse die Stadt.
24.11., Ich bat im Tempel um einen Rat. Sie sagten, ich soll auf Pelor vertrauen und meine Angst hinter mir lassen. Aber sie kennen Graubart nicht! Er wird mich wieder in seine Fänge bekommen wollen. Ich muss fort.
25.11., So wie man hört, brechen die Nomaden nach Osten auf. Das Tauwetter ist vorbei, aber der meiste Schnee ist verschwunden, so dass die Straßen zwar gefroren aber frei sind.
26.11., Ich habe mich entschieden. Ich gebe meine Arbeit auf und werde die Stadt verlassen. Gut, dass ich mein Silber noch nicht ausgeben konnte. Ich werde es als Reisegeld brauchen.
27.11., Als ich in den vergangenen Wochen Spenden im Nomadenlager verteilte, lernte ich dort einige Frauen in meinem Alter kennen. Ich suchte sie auf und fragte, ob sie mich mitnehmen würden. Zu meiner großen Freude sagten sie zu, mir zu helfen. Ich werde mich als Nomadin verkleiden und mit ihnen nach Osten reisen.
28.11., Wir brachen heute früh auf. Mit jeder Meile, die wir uns von Lundburg entfernen, wird mein Herz leichter.

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