Das Buch von Amun-Re, Band 2

Die Erzählung der Jahre
Vers 1
Aber es wurde seit jenen Tagen im ganzen Land erzählt, dass wer immer in das Grab hinab stieg, entweder ihm wieder entstieg und sagte, dass es bereits aller Reichtümer beraubt war, oder nie mehr zurückkehrte.
Vers 2
Die Tatsache, dass keine Schätze je aus dem Grab getragen wurden, wird dadurch bestärkt, dass der Fluch noch immer wirkt.
Vers 3
Munafik, der Oberste Hohepriester des Amun-Re war auch ein Schriftgelehrter – ein Liebhaber des Buchwissens und des Lernens.
Vers 4
Es wurde später gesagt, dass Munafik bei dem Fluch seine Hand im Spiel hatte, da von allen Büchern, die er las, viele von den schwarzen Künsten handelten. Und die Propheten, die seine Wege kreuzten, mieden ihn, wie ein Bettler ein sauberes Bad meiden würde.
Vers 5
Obwohl es viele böse Worte über Amun-Re gab, war es allgemein bekannt unter den Menschen und ebenso unter den Priestern, dass er zu den größten der Götter im Himmel des Westens gehörte, da nur er seine Macht in seinem Tempel manifestieren konnte.
Vers 6
Opfer aus Gold und Blut wurden täglich gebracht und auf die Altäre vor den Statuen gelegt, die in den kleinen Andachtsräumen links und rechts von der Eingangstreppe zum Grabmal standen.
Vers 7
Es ist ein Ritus unserer Priesterschaft, dass was immer Osiris akzeptiert, nimmt er vom Altar, und das, was er den Priestern zukommen lassen will, lässt er auf dem Altar liegen. Hiervon profitierten die Priester enorm, nur dass alle Opfergaben, die in den Osttempel gebracht wurden, verschwanden und niemals wieder gefunden wurden.
Vers 8
Einige Priester, aufgebracht vom Schwinden ihres Einkommens, durchsuchten den Raum gründlich, und auch sie verschwanden. Der Tempel wurde zu einem höchst verehrten Ort, so dass alle, die Opfergaben bringen wollten, nur noch zu diesem kamen. Die Priesterschaft wurde damit unprofitabel und unsere Glaubenslehre musste sich ändern. Tourismus brachte die Wendung.
Vers 9
Spenden wurden gemacht, denn es gab immer einen Weg zwischen der Gruft des Königs und seinem Ebenbild, wodurch sein Geist in seine geweihte Statue eingehen und in dem steinernen Abbild, das wir hier verehren, existieren kann. Solch ein Weg wurde immer für die Könige geschaffen, so dass sie einst wieder unter uns leben können.
Vers 10
Die Redewendungen unserer Priesterschaft müssen immer in der richtigen Reihenfolge aufgesagt werden. Einmal versuchte ich das Gebet zu sprechen: „Säubere unsere Füße und lebe wieder in unserem Land.“ Aber ich brachte es durcheinander und so rief ich aus: „Säubere unser Land und lebe wieder in unseren Füßen.“ Es regnete drei Wochen lang, während derer die Priester nichts anderes tun konnten, als Tag und Nacht den Wala-Tamba zu tanzen.

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