Valerans Tagebuch #6

25.12., Ich habe über Jéromes Vorschlag nachgedacht und nochmal mit ihm gesprochen. Singen werde ich nicht, höchstens mal ausnahmsweise. Aber ich könnte mich damit anfreunden, ein Instrument zu spielen. Erfreut schenkte er mir eine kleine Flöte aus Zinn und zeigte mir die Grundzüge, wie man darauf spielt. Ich habe mir vorgenommen, täglich zu üben.
26.12., Jérome wollte nach Lundburg, weil die reichen Gönner, die ihm den größten Teil seiner Einnahmen bescherten, dorthin aufbrechen, um am Neujahrsfest des Regenten anwesend zu sein. Nein! Ich bin nicht tagelang geflohen, um nun freiwillig wieder zurück zu kehren. Wir werden uns trennen müssen.
27.12., Ich bin unheimlich froh, dass Jérome seinen Plan, in die Hauptstadt zu reisen, aufgegeben hat. Aber hier will er auch nicht bleiben, weil die Einnahmen zu gering sind. Er erfüllt endlich sein Versprechen, mich auf Adelssitze mitzunehmen. Morgen brechen wir auf.
28.12., Ich gab meine letzten Ersparnisse für ein Pferd aus. Trotz meiner Bedenken bekomme ich das mit dem Reiten ganz gut hin, obwohl ich noch nie im Sattel gesessen bin. Allerdings kann ich nach all den Stunden auf dem Pferderücken kaum noch sitzen. Aua!
29.12., Wir kommen durch kleine Dörfer und rasten in Gasthäusern an der Landstraße. Die Mahlzeiten bekommen wir fast immer in Gegenleistung für kleine Auftritte. Aber die Trinkgelder sind sehr spärlich. Jérome kam auf die Idee, dass wir uns jeweils ein Zimmer für die Nacht teilen, um Geld zu sparen. Er ist wirklich praktisch veranlagt!
30.12., Für das Neujahrsfest beeilten wir uns, die einzige richtige Stadt der Gegend zu erreichen. Obwohl es sehr kurzfristig ist, dürfen wir in einem der besten Häuser der Stadt auftreten. Ich werde zum allerersten Mal ein Stück mit der Flöte vor einem größeren Publikum vortragen. Ich bin so aufgeregt!
01.01.1327, Ooh, mein Kopf! Unser Auftritt wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen. Und – ich glaube es noch immer kaum – mein Flötenspiel bekam, trotz ein paar kleiner Fehler, lauten Applaus. Ich war sehr stolz und Jérome bestand darauf, dass wir das richtig feiern. Er besorgte die Getränke. Vor allem die Bowle war sehr lecker. Aber ich habe beim besten Willen keine Ahnung mehr, wie ich in mein Bett kam.

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